Samstag, 1. August 2009

GeSCHICHTE

Besteht Geschichte nur aus renaissance-ARTigen Damen oder warum schichten sich diese immer auf der Chaiselongue?

Nicht umsonst (nein, natürlich nicht) bedeutet to lay (layer = engl.: Schicht) sich niederlegen. Was also legt sich in der Geschichte nieder?
Die Gemälde, die Plastiken, die Skulpturen - sie alle bezeichnen das, was geschah. Die Gegenwart also, die darniederlag, um endlich vergangen zu werden - oder um sich an ihr zu vergehen?

Das in der Moderne als "Tagesbett" umbenannte Möbel dient erstmals im 17. Jh. als niedriges gepolstertes Liegemöbel für eine Person dem fraglos nur kurzen erquickenden Schlummer. Das erhöhte Kopfende setzt jeder aufkommenden dauerhaften Schlaflust ein unsanftes Ende.

So führen geringer Sitzkomfort sowie ein einheitlicher Sitzbezug, der alle Konstruktionsteile bedeckt, zu einer Versunkenheit, die geradezu ideal ist für psychoanalytische Betrachtungen, ebenso abträglich dagegen allen wirklichen Enthüllungen.

Man liegt dort eben - wie die Chaiselongue - nicht ausgezogen herum. Jedem, den es nach masochistischen Genüssen gelüstet, sei die zweiteilige, gebrochene Chaiselongue naheGELEGT, die es dem BeSITZER unmöglich macht, eine bequeme Haltung einzunehmen und die hysterisches Verhalten drastisch fördert. Bindung zwischen Sitzmöbel und BeSiTZER scheint an dieser Stelle durchaus gefährdet. Außer Kontrolle geratene triebhafte Wünsche und Phantasien und die organische Verschleifung der Formen der Chaiselongue lassen schwer bestimmbare Zwischenstücke entstehen.

Wünscht man sich also die improvisierte ZusammenSITZUNG eher behaglich, ist der BeSESSENE aufgefordert, sein schwerfälliges und zu wenig anpassungsfähiges Innenleben doch bitte einer eleganteren, leichteren und künstlerisch anspruchsvollen Form anzunähern und so Sitzmöbel und BeSITZER zu einer gemeinsamen Weiterentwicklung zu führen.

Oft wird auch nicht beachtet, daß die Chaiselongue - ebenso wie das ICH - ihre Entwicklung von der Bank aus nimmt und - falls sie keine konstruktiven Teile zur dekorativen Ausarbeitung freilässt - im Unbehagen an der Kultur endet.

Das Louis XVI bildet wirklich keine neuen Typen aus. Die monumentale Vereinfachung und Vereinzelung, die das Möbel und die BeSITZER in der Geschichte erfahren, verwischen die letzte Erinnerung an ihre ursprüngliche Kombination und fasst den BeSESSENEN und Ruhebett endgültig als eine Form zusammen.






























































































































































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